Kostenvergleich von Medienbus und Stadtteilbibliotheken am Beispiel der Höhenstadtteile
Die Stadtverwaltung prüft,
- welche öffentlichen Bibliotheksangebote in den Höhenstadtteilen* nichtstädtischer Träger vorhanden sind und stellt deren ungefähren Umfang, Öffnungszeiten und Ausleihgebühren dar.
- ob eine Erweiterung oder Ergänzung der bestehenden Angebote den Einsatz des Medienbusses, unter Beibehaltung der derzeitigen Versorgungsqualität, ersetzen könnte.
- welche finanziellen Mittel für die Erweiterung oder Ergänzung des bestehenden Angebots notwendig wären und vergleicht diese mit den laufenden Kosten des Medienbusses (unter Einbeziehung einer möglicherweise notwendigen Neubeschaffung).
- ob die unter 3) genannten Mittel (insbesondere investive Mittel wie die Neuanschaffung des Medienbusses oder die Erweiterung bestehender Angebote) durch Bundes- oder Landesförderung, Sponsoring oder mithilfe von Stiftungsgeldern aufgebracht werden können.
- welche weiteren Stadtteile (neben den Höhenstadtteilen) durch den Wegfall des Medienbusses einen erschwerten Zugang zu Medienangeboten haben und inwiefern dort mit Erweiterungen oder Ergänzungen bestehender, nichtstädtischer Angebote Abhilfe geschaffen werden könnte.
* Wolfartsweier, Grünwettersbach, Palmbach, Hohenwettersbach und Stupferich
Begründung/Einordnung:
Nach aktueller IQB-Studie (JAHR 2021) erreichen gerade einmal 19,1% der Viertklässler*innen in Baden-Württemberg die Mindeststandards im Lesen. Zum Ende der vierten Klasse haben die Defizite in allen ausgewerteten Bereichen im Vergleich zum Jahr 2016 zwischen 6 und 8 Prozent zugenommen.
Der Bundeselternrat weist seit Monaten auf die Lücken hin, die die Kinder während der vergangenen Jahre hinnehmen mussten. Es entstanden nicht nur Wissenslücken, sondern Lernrückstände und Leistungsabfälle seien zu messen, wie die IQB Studie belegt.
Dieser Negativentwicklung muss seitens der Stadt Karlsruhe entgegengewirkt werden. Unter anderem indem wir das Literaturangebot optimieren bzw. beibehalten. Auch der Bibliotheksverband legt nahe, dass ein schlechter Zugang zu Büchern bei Kindern zu einer Verringerung der Lesefähigkeit führt. Mit einem wohnortnahen Angebot verschiedener Medien könnte die Stadt Karlsruhe Kinder und Jugendlichen unterstützen ihre Defizite aufzuarbeiten.
Der Medienbus ermöglicht seit 1956 einen einfachen und wohnortnahen Zugang zur Literatur und erfreut sich großer Beliebtheit unter den Karlsruher*innen, sowohl in den Höhenstadtteilen als auch in anderen dezentral gelegenen Stadtteilen. Mit einem Wegfall dieses Busses würden alleine in den Höhenstadtteilen ca. 15.000 Menschen den schnellen Zugang zu Medien verlieren.
Die SPD-Fraktion bittet nun die Stadtverwaltung darum, die Versorgung der Bürger*innen mit Medien darzustellen. Verschiedene Szenarien sind zu bewerten: Könnte ein neuer Medienbus durch Fremdmittel bzw. Sponsoren angeschafft werden? Ist die Erweiterung bestehender Stadtteilbibliotheken oder die Erweiterung eines bestehenden Angebots ausreichend, um den Wegfall des Medienbusses zu kompensieren? Zu betrachten sind die verschiedenen Möglichkeiten ebenfalls unter finanziellen Aspekten.
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-studie-lesefaehigkeiten-viertklaessler-100.html
Unterzeichnet von:
Yvette Melchien, Elke Ernemann, Dr. Anton Huber und SPD-Fraktion