Die Wartehalle ist gähnend leer

BNN 06.09.2016
Die Wartehalle ist gähnend leer
SPD-Fraktion in Flüchtlingsunterkunft Felsstraße: 400 Menschen – und kein Stress
Verweildauer liegt im Schnitt bei 80 Tagen

Von unserem Redaktionsmitglied Günther Kopp
Ein Jahr nach dem legendären „Wir schaffen das“-Ausspruch von Bundeskanzlerin Angela Merkel informierten sich gestern Stadträte der SPD-Gemeinderatsfraktion über die Situation in der Flüchtlingsunterkunft Felsstraße in Grünwinkel. Ihr Eindruck: Die Verantwortlichen schaffen ihr Pensum sehr gut, was daher rührt, dass derzeit gerade einmal knapp 400 Flüchtlinge in der Unterkunft untergebracht sind. Vor wenigen Monaten waren es um die 1 000.

Als die Stadträte mit Fraktionschef Parsa Marvi kurz nach Mittag in der Unterkunft eintreffen, ist der ein wenig wie eine Flughafen-Abflughalle anmutende Wartebereich komplett leer. Nebenan an der Essensausgabe der Kantine wartet eine kurze Schlange auf die Mahlzeit. Alles geht völlig ruhig und entspannt über die Bühne.

Die Unterkunft Felsstraße gibt es seit knapp zwei Jahren. Das Regierungspräsidium war damals froh, das Haus, das früher der Datenverarbeitung der Sparkassen diente, für die Aufnahme von Flüchtlingen anmieten zu können. Die Zahl der neu ankommenden Menschen bewegte sich damals auf sehr hohem Niveau. Allein im September 2014 kamen um die 6 000 Personen nach Karlsruhe. Zum Vergleich: Derzeit gibt es in Karlsruhe knapp 1 400 Flüchtlinge.

Auf Nachfragen aus der SPD-Fraktion sagte Irene Feilhauer, Leiterin der Koordinierungsstelle für Flüchtlinge beim Regierungspräsidium, derzeit zähle man 100 bis 200 Neuankömmlinge pro Tag, von denen 80 bis 100 im Land blieben. Erste Anlaufstelle sei nach wie vor die Landeserstaufnahme (LEA) in der Durlacher Allee. Von dort gelange ein Teil der Flüchtlinge in die Felsstraße, ein anderer nach Heidelberg, wo mithilfe des Quotensystems „Easy“ geprüft werde, ob die Asylbegehrenden in Baden-Württemberg bleiben können oder in andere Bundesländer weitergeleitet werden. Erst wenn klar sei, dass sie im Land bleiben, erfolge die Erfassung der persönlichen Daten, die erkennungsdienstliche Behandlung und die Untersuchung durch das Gesundheitsamt. Dies alles sei Sache des Landes und geschehe in Karlsruhe oder Heidelberg. Erst danach könne der Asylantrag gestellt werden, für den das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zuständig sei, so Feilhauer weiter.

Wie Martin Steffens, als Referatsleiter im Regierungspräsidium unter anderem für die LEA zuständig, erläuterte, sind die Hauptherkunftsländer der Flüchtlinge im Land Gambia, Syrien, Nigeria, Irak und Afghanistan. Die durchschnittliche Verweildauer nach der Registrierung betrage 80 Tage.

Die SPD-Stadträte warfen einen Blick in die große Kleiderkammer, wo bereits Vorsorge für die Wintermonate getroffen wird, in die Waschstation, die von Helfern betrieben wird, und auf den neu eingerichteten Bolzplatz mit Kunstrasen. Zudem ließen sie sich über die Rückkehrberatung informieren. Die Einrichtung sei vom Krisen- in den Normalmodus übergegangen, stellte SPD-Stadtrat Michael Zeh beruhigt fest.