Manufaktur setzt auf Renaissance der Keramik

Wie geht es weiter mit dem Majolika-Areal? Diese Frage stand am Mittwoch im Mittelpunkt eines Besuchs der SPD-Gemeinderatsfraktion in der traditionsreichen Manufaktur am Ahaweg. „Als Stadträte müssen wir von einem zukunftsfähigen Gesamtkonzept überzeugt werden“, begründete der Fraktionsvorsitzende Parsa Marvi den Vor-Ort-Termin, bei dem Majolika-Geschäftsführer Dieter Kistner die Fraktionsmitglieder über die Pläne informierte.

„Wir haben ein Konzept erarbeitet, das aus verschiedenen Modulen besteht“, so Kistner. Aus den historischen Wurzeln der Majolika soll ein Internationales Keramik- und Kunstzentrum entstehen, welchem unter anderem eine Keramikwerkstatt, eine Kunstgalerie und offene Ateliers angehören sollen. „Natürlich wird auch die Manufaktur weiterbestehen“, berichtete Kistner. Er plädiert zudem dafür, dass das Majolika-Museum, welches zurzeit noch unter der Regie des Badischen Landesmuseums betrieben wird, wieder in die Verantwortung der Majolika überführt wird. Er sei sehr zuversichtlich, dass dies auch gelingen könne, erklärte er. „Wir haben eine klare Fortführungsperspektive, denn wir wollen diese historische Kunstinstitution, die es seit 1901 gibt, am Leben erhalten“, versicherte Kistner.

Mit dem neuen Konzept will man zum einen international renommierte Künstler anziehen, aber auch jene Künstler halten, die die Majolika in den vergangenen fünf Jahren unterstützt haben. „In den historischen Räumen wollen wir mit freiberuflichen Künstlern und Keramikern zusammenarbeiten, die verschiedene Kurse anbieten können“, erklärte Kistner. Auch Kooperationen mit Schulen seien geplant. Für das Konzept benötigt die Majolika rund 2600 Quadratmeter des etwa 2 600 Quadratmeter großen Areals am Ahaweg.

Um dieses Konzept aber auch tatsächlich umzusetzen zu können, braucht die Majolika-Stiftung, die die Manufaktur vor fünf Jahren übernommen hat, jedoch die Unterstützung der Stadt: „Einen unserer Öfen und Teile unseres Lagers können wir seit über einem Jahr nicht mehr nutzen, weil Einsturzgefahr besteht“, sagte Kistner. Um die Gebäude beziehungsweise die einsturzgefährdenden Kamine zu sanieren, müssen etwa 1,5 Millionen Euro investiert werden. Mit dem Eigentümer der Gebäude, der städtischen Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH (KVVH), habe man sich verständigt, dass die Manufaktur diese Kosten nicht tragen könne, so der Geschäftsführer, der auf eine politische Lösung hofft.

Um die Produktion aufrecht zu erhalten, habe man bereits in der Vergangenheit Kosten reduziert, erklärte Kistner. So sei zum Beispiel das Personal von 34 auf elf Mitarbeiter reduziert worden. Außerdem habe man das Erscheinungsbild der Majolika verändert und die Produktpalette an moderne Ansprüche angepasst, fügte er hinzu. „Wir sind auf einem guten Weg, brauchen aber noch für fünf Jahre öffentliche Gelder“, sagte er. „Danach kann die Majolika sich selber tragen“, zeigte sich Kistner überzeugt. „Die Majolika kann sicher nur in abgespeckter Version überleben“, meinte Stadträtin Gisela Fischer. Für sie wäre es bedauerlich, wenn „die künstlerische Tradition der Majolika“ verloren ginge. Stadträtin Elke Ernemann zeigte sich erfreut über die veränderte Produktpalette, hinterfragte jedoch die Vermarktungsstrategie. „Bisher war es uns finanziell nicht möglich, unsere Produkte adäquat zu vermarkten“, so Kistner. Er gehe davon aus, dass die internationale Ausrichtung in Zukunft mehr Beachtung bringe. Hilfreich sei, das die Keramik zurzeit eine Renaissance erlebe.

Bleibt noch die Frage, was mit dem übrigen Areal geschieht, welches nicht für das neue Konzept benötigt wird? „Wohnungen können hier nicht entstehen, da es sich um ein Waldgebiet handelt“, erklärte Stadtrat Michael Zeh. Eventuell könne jedoch die Kunstakademie die Räume für Keramik-Außenklassen nutzen, schlug er vor.

Der Gemeinderat wird sich in seiner September-Sitzung mit der Zukunft der Majolika beschäftigen. Dabei wird es dann auch um die jährlichen Zuschüsse in Höhe von 160 000 Euro gehen. „Einem innovativen Konzept für die Zukunftssicherung der Majolika werden wir uns sicher nicht verschließen“, kündigte Marvi an.